Reto Gribi, Präsident 2019/20 des Rotary Clubs Olten (RC Olten), tritt ein für einen achtsamen Umgang mit unserer Umwelt. Im Interview erzählt er, was Rotarier für die Gesellschaft leisten und wie er seine Vision von einer nachhaltigeren Zukunft mit dem Klub teilt.
Reto Gribi, Serviceclubs wie dem Rotary Club, den Kiwanis oder dem Lions Club eilt bisweilen der Ruf elitärer Vereinigungen voraus. Wie begegnen Sie diesem Vorurteil?
Die verschiedenen Klubs teilen dasselbe Gedankengut. Als Mitglied möchte man seine Kontakte und sein Netzwerk nutzen, um gemeinsam Gutes für die Gesellschaft zu bewirken. Die Organisation gibt uns die Kraft, mehr zu bewegen, als wir es als Individuen könnten. Der Rotary Club ist der älteste Klub unter den erwähnten und der meist verbreitete. Die Klubs stehen nicht in Konkurrenz zueinander. Vielmehr entscheiden das persönliche Umfeld und die Region, in der man sich engagieren möchte, über eine Mitgliedschaft. Bei den Rotariern zählen wir Berufsleute aus den unterschiedlichsten Branchen zu den Mitgliedern. Man tauscht sich mit Menschen aus, die man ohne den Klub nicht treffen würde und schätzt die Möglichkeit, miteinander etwas bewegen zu können.
Ein nachhaltiger Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen beschäftigt mich seit langem.
Wie wird man Mitglied beim RC Olten?
Mögliche Neumitglieder werden zunächst intern vorgeschlagen. Der Bezug zu unserer Region ist dabei entscheidend. Die vorgeschlagenen Personen werden angefragt, ob sie sich eine Mitgliedschaft vorstellen könnten. In einem nächsten Schritt sind sie eingeladen, an einem unserer Treffen in einem Referat über ihren Beruf, ihr Unternehmen oder über eine ihrer Passionen zu sprechen. Das ist sozusagen die Vorstellungsrunde. Danach stimmen die Rotarier über eine Aufnahme ab. In den letzten vier Jahren durften wir elf Neuzugänge verzeichnen. Heute zählt der RC Olten 66 Aktivmitglieder, darunter sieben Frauen. Hier besteht noch viel Luft nach oben.
Als Präsident haben Sie den Schwerpunkt auf Achtsamkeit und Nachhaltigkeit gelegt. Weshalb gerade diese Themen?
Ein nachhaltiger Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen beschäftigt mich seit langem. Als meine Frau und ich uns vor rund zehn Jahren bewusst für ein älteres Haus entschieden hatten, lag es für uns auf der Hand, die Sanierung nach den neusten ökologischen Gesichtspunkten vorzunehmen. Es ist einfacher mit dem Mahnfinger auf jemanden zu zeigen, als selbst aktiv zu werden. Ich bin der Meinung, dass wir zuerst vor der eigenen Haustür wischen sollten. Aus diesem Grund habe ich acht Fragen für mich aufgestellt, die ich mir immer wieder stelle: Brauche ich das? Wo kommt es her? Was esse ich? Wie wurde es produziert? Wie geht es mir? Habe ich mich genügend bewegt? Was kann ich tun? Weshalb ändere ich mein Verhalten nicht jetzt? Hier schliesst sich für mich der Kreis zum Rotary Club, mit dem wir im Kleinen Grosses bewirken können. Sei es der Wildpark Mühletäli, dem wir bei der Gehegerweiterung finanziell unter die Arme gegriffen haben oder die «Bücherraupe», die sich der Leseförderung bei Kindern verschrieben hat. Auch der «Käferklub» des Naturmuseums Olten zählt zu unseren langjährigen, nachhaltigen Engagements.
Eine der zahlreichen Initiativen des Rotary Clubs nennt sich ROKJ. Kinder werden unterstützt, ihre Potenziale und Talente auszuschöpfen. Was hat es damit auf sich?
Mit ROKJ wollen wir das Selbstvertrauen und Lebensgefühl von jungen Menschen steigern, die aus sozial oder wirtschaftlich benachteiligtem Umfeld stammen. Mit unserem Beitrag sollen sie ihre Träume leben, die aus finanziellen Gründen ansonsten platzen würden. Gesuche von Privaten und Organisationen, beispielweise für den Besuch der Musikschule oder eines Sportvereins, werden durch eine kleine Kommission schnell und unbürokratisch bearbeitet. Die Hemmschwelle, Hilfe anzunehmen, wollen wir dabei so tief wie möglich ansetzen. Damit wir möglichst viele Kinder und Jugendliche erreichen können.
Die Rotarier haben ihren Ursprung in den USA. Heute sind sie rund um den Globus ehrenamtlich aktiv. Wie nutzen Sie Ihr globales Netzwerk?
Neben grossangelegten Initiativen, beispielsweise zur weltweiten Ausrottung der Kinderlähmung oder bei der Minenräumung in Kriegsgebieten, an denen wir finanziell beteiligt sind, kennen wir verschiedene internationale Austauschprogramme für Jugendliche. Die Austauschschüler sind in der Regel nicht mit dem Rotary Club verbandelt und erhalten durch unsere Unterstützung die Möglichkeit, eine für sie neue Kultur kennenzulernen. Sie finden Anschluss in Gastfamilien und es entwickeln sich nicht selten Freundschaften fürs Leben. In diesem Jahr hatten wir junge Menschen aus Venezuela und Australien in der Region Olten zu Gast.
Die Amtsübergabe an den neuen Präsidenten steht kurz bevor. Welchen Wunsch haben Sie für Ihren Nachfolger?
Unserem neuen Präsidenten Ueli Gagg wünsche ich ein genauso bereicherndes Jahr, wie ich es erleben durfte. Ich wünsche Ueli, dass er Zeit findet, seine Energie auf ganzer Linie für die Anliegen der Rotarier einzusetzen. Er soll die Zugkraft nutzen, die wir beim RC Olten derzeit spüren, um unserer Region und darüber hinaus weiterhin gute Dienste zu erweisen.
Interview von Adrian Portmann für RC Olten